Die Schwalbennestorgel in der evangelischen Kirche St. Marien soll nach historischem Vorbild wieder rekonstruiert werden. Derzeit ist das Spielwerk ausgebaut, so dass nur noch das Prospekt steht. Im Rahmen des Projektes sind Zweifel aufgetreten, dass die auskragende Holzkonstruktion die Lasten der neuen Orgel (G ~ 5 t) ohne große Verformungen abtragen kann. Bei zu großen Verformungen ist die mechanische Anlage des Spielwerks (Traktur) im schlimmsten Falle unspielbar.
Wir wurden gerufen, die Ergebnisse der statischen Vorberechnungen durch Belastungsversuche zu verifizieren, damit das historische Projekt ohne Eingriffe in die Tragstruktur erfolgreich zu Ende geführt werden kann.
Die auskragenden Holzbalken haben wir über eine Lastverteilung so belastet, dass die maßgebenden Schnittgrößen (Querkraft / Biegemoment) und die zugehörigen Durchbiegungen äquivalent nachgebildet wurden. Dazu setzen wir eine hydraulische Presse ein, die in einem mobilen Versuchsgestell montiert war und als Gegenkraft die massive Wand des Kirchenschiffes nutzte.
Während den Belastungsversuchen konnten wir die Verformungen der Konstruktion mit zwei unabhängigen Verfahren messtechnisch überwachen. Dazu kamen sowohl induktive Wegaufnehmer zur direkten Wegänderungsmessung als auch Neigungssensoren zur indirekten Durchbiegungsmessung zum Einsatz.
Die Verformungen blieben unter dem Orgeleigengewicht (ca. 5 t) gering, so dass Planungssicherheit für die weitere Rekonstruktion besteht. Die Orgel soll im Oktober 2010 eingeweiht werden.
Links:
Lippische Landes-Zeitung
Offizielle Webseite Schwalbennestorgel, Lemgo
Informationen zur Orgel
Koos van de Linde und Prof. Gutermann im Interview