Bei dem Gebäude handelte es sich um den Zwischentrakt, erbaut in den 1960er Jahren. Im Rahmen der Vorplanung einer Fassadensanierung hatten erste Bestandsaufnahmen der Gebäudekonstruktion stattgefunden. Dabei wurde auch die Druckfestigkeit der Stahlbeton-Geschossdecken an Betonkernen überprüft. Sie schwankte stark, und aufgrund der zu geringen Druckfestigkeiten wurde von einer nicht sachgemäß erstellten Tragkonstruktion der massiven Stahlbetonplatten ausgegangen. Betroffen waren die Gebäudedecken (3-Feldsystem mit Stützweiten: 5,06 – 2,37 – 5,06 m) und die Treppenpodeste des südlichen Treppenhauses.
Nachzuweisen war die ausreichende Tragsicherheit der Deckenkonstruktionen im Bestand.
Für eine wirtschaftliche Untersuchung wurden die Nachweise an einer Stichprobe geführt. Es wurde der Deckenbereich über dem 1.OG und die Treppenpodeste über EG und 1.OG untersucht, da diese die schlechtesten Druckfestigkeiten aufwiesen.
Die Versuchslasten und der Versuchsaufbau waren so gewählt, dass die maßgebenden Schnittgrößen (Biegemoment/Querkraft) für die gewünschten Lasten durch bis zu 24 Lasteinleitungsflächen auf den Decken erzeugt werden konnten. Die Versuchslasten wurden kontrolliert über hydraulische Pressen erzeugt. Die benötigte Gegenkraft wurde durch Belastungsrahmen generiert, die an Innen- und Außenwänden sowie an der darüber liegenden Decke rückverankert waren. Die maßgebenden Bauteilreaktionen (Durchbiegungen und Dehnungen) konnten zeitgleich am Bildschirm analysiert werden.
Der nachgewiesene Bauteilwiderstand reichte aus, um die gewünschte Nutzung (Nutzlasten Decken p = 2,0 kN/m² zgl. Trennwandzuschlag p = 0,8 kN/m²; Nutzlast Treppenpodeste p = 3,0 kN/m²; vorh. Ausbaulast gvorh = 2,25 kN/m² ) der Stahlbetondecken- und Podeste umzusetzen.
Die Ergebnisse können auf Decken der gleichen Bauart übertragen werden, sofern die statischen Verhältnisse (Geometrie, Zustand, Aufbau, etc.) gleichwertig sind.